Freitag, 11. Mai 2018

Rezension „Die gesammelten Chaoten“ von Adrian Plass


„Die gesammelten Chaoten“ von Adrian Plass

In dem Sammelband „Die gesammelten Chaoten“ sind drei der beliebtesten Bücher von Adrian Plass vereint: „Tagebuch eines frommen Chaoten“, „Andromedas Briefe“ und „Die theatralische Tonbänder des Leonard Thynn“.

Sein Erstlingswerk „Tagebuch eines frommen Chaoten“ machte Plass schlagartig in Deutschland bekannt. Mittlerweile genießt er unter der christlichen Leserschaft Kult-Status. Das liegt vor allem daran, dass er nicht doktrinär seinen Glauben verbreiten will, sondern im Gegenteil mit bissiger Satire über die Christen in seiner Gemeinde herzieht. „Was sich liebt, das neckt sich“, ist sich Plass sicher. Und er glaubt, dass die Leute, die über sich selbst lachen können viel glaubwürdiger sind als bedeutungsschwere Würdenträger. Mit dieser diese humorvolle Selbstkritik sind alle drei Werke gespickt.

Im ersten Band erzählt der fromme Chaot Adrian von seinem Lebensalltag in der Familie, im Beruf und in der Gemeinde. Mehr schlecht als recht schlägt er sich durch den Alltag und lässt dabei nur wenige Fettnäpfchen aus. Übereifrig versucht er alle Probleme in seiner Gemeinde eigenhändig zu lösen und vernachlässigt dabei manchmal seine Familie. Immer wieder erzählt er von Personen, die noch chaotischer sind, als er selbst. Sein Sohn stößt mit seinen derben Sprüchen in der Gemeinde nicht nur auf Gegenliebe; die Vater-Sohn-Beziehung der beiden ist auch nicht ganz intakt. Zwischendrin klingen aber auch immer mal wieder ernstere Themen, wie die Angst vor dem Tod an. Wir begleiten Adrian auf allen seinen Wegen vom 14. Dezember bis zum 31. Mai und werden Stück für Stück hineingeführt in das bunte Universum der Gemeindeglieder, die uns auch in den anderen beiden Bänden erwarten.

Während Plass im ersten Band versuchte aus der Ich-Perspektive hinter die Fassaden seiner Mitmenschen zu blicken und dabei die Scheinheiligkeit so mancher Christen entlarvte, sind die Briefe Andromedas ganz anders aufgebaut. Andromeda ist ein achtjähriges Mädchen, was schon bei ihrem ersten Auftauchen in der Kirchgemeinde für Wirbel sorgte. Nun liegt sie mit gebrochenen Oberschenkel im Krankenhaus und ihre Eltern sind nicht da, um bei ihr zu sein. Adrians Frau Anne beschließt daraufhin die Gemeindeglieder zu aktivieren und Andromeda Briefe ins Krankenhaus zu schicken. Die Aktion läuft zunächst schleppend an, doch bald schreibt die ganze Gemeinde. Die gesammelten Briefe wurden hier schließlich veröffentlicht. Mal herzergreifend, mal saukomisch aber immer ehrlich, offen und liebevoll ist dieses Zeugnis einer einmaligen Brieffreundschaft.

 

Im Dritten Band schließlich veröffentlicht Adrian die Tonbänder des Leonard Thynn. Es war in der Gemeinde üblich zu Gemeindetreffen, Vorstandssitzungen und auch den Proben zum Theaterstück im Sommer ein Tonband mitlaufen zu lassen. Die Transkripte dieser Tonbandaufnahmen erlauben einen Blick hinter die Kulissen einer vielbeschäftigten Kirchgemeinde. Es zeigt die Unzulänglichkeiten der einzelnen Personen und auch, wie sie mit ungewöhnlichen Situationen umgehen. Auch hier sticht wieder der bissige Witz hervor, für den Plass so berühmt ist, denn beim Entwurf des Bühnenstücks geht nicht immer alles glatt. Nach anfänglichem Zorn stürzt die Situation bald in niedergeschlagene Verzweiflung um. Mit einem selbstkritischen Augenzwinkern beobachtet und analysiert Plass seine Mitmenschen und man merkt, dass auch in der eigenen Umgebung ähnlich kuriose Typen leben. Plass kann urkomisch bis tiefsinnig sein und zeigt mit seinen Werken, dass man trotz vielen unterschiedlichen Eigenarten und Macken als Gemeinde trotzdem zusammenhalten und gemeinsam etwas erreichen kann.



Bildnachweis: http://www.amazon.de/Die-gesammelten-Chaoten-Adrian-Plass/dp/3870677333

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