Mittwoch, 21. Mai 2014

Rezension „Der Graf von Monte Christo“ von Alexandre Dumas



„Der Graf von Monte Christo“ von Alexandre Dumas

Dreiundzwanzig Mal wurde der Roman, den der Franzose Alexandre Dumas zwischen 1844 und 1846 veröffentlichte, verfilmt. Zusammen mit „Die drei Musketiere“ gehört dieser Abenteuerroman zu den bekanntesten Werken von Dumas.
Der Roman spielt in der Zeit nach der Französischen Revolution. Zu diesem Zeitpunkt hatte man Napoleon bereits verjagt und verfolgte diejenigen, die ihm nachgefolgt waren mit eiserner Härte.

Der junge Edmond Dantès ist gerade einmal 19 Jahre alt, als er als erster Offizier des Schiffes „Pharao“ 1815 zurück nach Marseille kommt. Dort wartet nicht nur sein alter Vater auf ihn, sondern auch seine hübsche Freundin Mercédès, die er bald heiraten will. Andere Männer beneiden ihn darum, besonders der junge Fischer Ferdinand, Mercédès Cousin. Nach dem Tod des Kapitäns soll Dantès nun zum Kapitän ernannt werden. Diesen Posten wollte eigentlich der Zahlmeister an Bord des Schiffes, Danglars, haben. Ein Brief, den der sterbende Kapitän Dantès kurz vor seinem Tod gegeben hatte, wird dem jungen Protagonisten schließlich zum Verhängnis. Am Vorabend der Hochzeit schmieden Ferdinand und Danglars zusammen mit einem Nachbarn der Familie Dantès einen Plan, um Edmond Dantès für immer loszuwerden. Dank eines stellvertretenden Staatsanwalts namens Villefort, der seine Karriere und sein Leben in Gefahr sieht, als er von dem Brief erfährt, der an seinen eigenen Vater adressiert ist, landet Dantès im tiefsten Kerker der Festungsinsel If. Dort findet er in Abbé Faria einen treuen Freund, der ihm alles lehrt, was er später braucht. Er verbringt im Kerker 15 jammervolle Jahre bis ihm eine spektakuläre Flucht gelingt.
Die Jahre im Kerker haben ihn verändert. Viel ist von dem jungen, fröhlichen Burschen nicht geblieben. Er beschließt an seinen Verrätern, die ihn unschuldig ins Gefängnis brachten, Rache zu nehmen. Dabei hilft ihm ein Schatz, dessen Lage ihm vom Abbé vor dessen Tod verraten wird. Aus seinen ehemaligen Verrätern sind inzwischen reiche und angesehene Bürger von Paris geworden.

Dumas lässt seinen Protagonisten seinen Rachefeldzug mit einer Berechnung und Präzision durchführen, wie man sie in Romanen heutzutage nur noch selten erlebt. Auf eine charmante und sehr charismatische Weise gewinnt er über Jahre hinweg Stück für Stück das Vertrauen der Pariser Oberschicht, insbesondere das seiner Feinde, die ihn nach all den Jahren nicht mehr erkennen. Er nimmt verschiedene Rollen an und verschafft sich so einen Namen als eleganter Graf von Monte Christo, benannt nach der Felseninsel, auf der er einst den sagenhaften Schatz hob. Er scheint beinahe überall gleichzeitig zu sein, hat getreue Angestellte und damit seine Ohren überall. Er deckt Abgründe auf und reitet alle seine Widersacher so systematisch ins Verderben, dass einem ob dieser Präzision, die an Besessenheit grenzt, ab und an ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Monte Christo alias Dantès wandelt dabei auf einem schmalen Grat zwischen Gut und Böse. Er versucht seine Taten aber immer mit seinem Ziel der Rache und Wiedergutmachung zu rechtfertigen. Eigentlich ein klarer Antiheld, wirkt er doch sympathisch, wenn auch unnahbar. Gegenüber den Bösen ist er unnachgiebig bis zu ihrem Tod, gegenüber den Gerechten verhält er sich gütig. Er sieht sich als Gott, als Herr über Leben und Tod, und tritt jedes Mal auch so auf; mit dieser unbedingten Selbstsicherheit gewinnt er auch unter der Bevölkerung von Paris Sympathien.

Der Roman ist äußerst packend geschrieben. Jedes Kapitelende drängt zum Weiterlesen. Dumas beschreibt alle Figuren und Orte so anschaulich und lebendig, dass ein Bild im Kopf entsteht, was einem auch nachdem man das Buch aus der Hand gelegt hat, nicht mehr loslässt. Dabei hilft die gewählte Sprache, die das jeweilige Image der einzelnen Personen noch einmal unterstreicht. Geschickt bettet Dumas seinen Roman in die historischen Ereignisse seiner Zeit ein und lässt den Roman damit noch realistischer erscheinen. Obwohl der Roman schon über 160 Jahre alt ist, hat er nichts an Aktualität verloren. Es dreht sich auf der Welt immer noch alles um Liebe, Hass, Habgier, Vergebung, Rache und Stolz, Glück und Unglück, Angst, Großmut und Wahnsinn.

Der Graf von Monte Christo schafft es am Ende seinen Feinden alles zu nehmen, was sie haben. Dantès jedoch bekommt sein verlorenes Leben im Gegenzug nicht zurück. Ihm bleiben allein die Rache und die Genugtuung der Gerechtigkeit. Erst am Schluss sieht er ein, dass er das Schicksal nicht bezwingen kann, er beginnt zu zweifeln und wirkt hier erstmalig wieder ein wenig menschlich. Er bereut und sucht schließlich Vergebung, die ihm zunächst nicht gewährt wird. Nachdem er aber begriffen hat, dass er nur ein Mensch und kein Auserwählter Gottes ist und, dass es besser ist zu vergeben, als zu hassen, ist er auch wieder fähig zu lieben und Gefühle zu empfinden. Insofern hat ihn der lange Weg der Rache schlussendlich doch aus seinem inneren Kerker befreit.

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