Mittwoch, 30. April 2014

Rezension „Sofies Welt“ von Jostein Gaarder

 „Sofies Welt“ von Jostein Gaarder
Sophie Amundsen wohnt mit ihrer Mutter in Oslo. Ihr Vater ist auf See unterwegs. Sie geht zur Schule, wie andere Mädchen in ihrem Alter auch, mit ihrer besten Freundin redet sie über fast alles. An ihrem 14. Geburtstag findet sie einen Brief im Kasten, der an sie gerichtet ist. In dem Brief stehen nur zwei Fragen. Der unbekannte Autor schreibt immer wieder und bewegt sie mit kleine Texten und geschickten Fragen zum Nachdenken über die Welt. Und so beginnt Sophies Philosophie-Fernkurs.

Im Verlaufe des Buchs beginnt Sophie immer mehr ihre Welt in Frage zu stellen und damit auch ihren eigenen Platz darin. Märchen- und Comicfiguren treten unvermittelt auf und andere unerklärliche Ereignisse passieren und lassen nur einen Schluss zu: Ihre eigene Welt ist nicht real. Sie sind nur Figuren eines Buches. Gaarder spielt mit dieser doppelten Sichtweise, mal von innen nach außen, mal von außen nach innen. Stück für Stück hinterfragt Sophie ihr Leben und dieses wird für sie immer unwichtiger und sie verbringt immer mehr Zeit mit ihrem Philosophielehrer Alberto Knox, mit dem sie schließlich auch an ihrem 15. Geburtstag versucht zu fliehen. Ob sie ihrem Dasein als fiktive Personen wirklich entkommen können, lässt das Buch offen.

Gaarder versucht in Form eines Romans ein eigentlich sehr trockenes Thema abzuhandeln: Die Geschichte der Philosophie. Ihm gelingt der Spagat zwischen Erzählung von philosophisch-historischen Fakten und einer mitreißenden Handlung. Bisweilen kippt zwar die Waage stark in Richtung der Fakten, auf die auch der eigentliche Fokus gelegt ist, aber durch die gesamte Handlung zieht sich ein roter Faden, der in einem unerwarteten Schluss sein Finale findet.

Der Roman erhielt zahlreiche Auszeichnungen, wurde millionenfach verkauft und in 59 Sprachen übersetzt. Gaarder versucht mit diesem Buch die urphilosophischen Fragen nach der eigenen Herkunft und Existenz zurück in aller Munde zu bringen.

Das Buch ist für Kinder gedacht, ich persönlich würde aber nicht empfehlen es vor dem 15. Lebensjahr zu lesen. Die philosophischen Fakten sind zwar kindgerecht aufgearbeitet, allerdings werden sie dadurch nicht weniger trocken und so muss man sich bisweilen durch die Kapitel kämpfen.

Wer es nicht schafft bis zum Ende durchzuhalten, für den enthält das Buch auch ein äußerst praktisches Register, mit dem man im Romantext nach Persönlichkeiten aber auch Schlag- und Stichwörtern aus dem philosophischen Bereich suchen kann. Allerdings ist die Information nicht immer vollständig und liefert nicht nur zuverlässige Informationen. Die asiatische Philosophie wird z.B. fast völlig ausgespart. Auch bei der Wahl der Philosophen, die der Philosophiekurs behandelt, wurde eine Auswahl getroffen und so fallen einige wichtige deutsche philosophische Vertreter einfach hinten unter. Aber Vollständigkeit im Sinne eines Lexikons ist nichts, was ich von einem Buch erwarte, auf dem „Roman“ steht.

Das Buch schaffte es auch ohne diese Vollständigkeit Philosophie für die breite Masse interessant zu machen. Es wirft alte Fragen der Menschheit wieder auf und regt zum eigenen Nachdenken an. Längst nicht alle Fragen im Buch kann man sofort beantworten. Doch Gaarder begeistert es, dass Fragen eben auch mal offen bleiben.

Folge mir auf Facebook und Twitter, um immer über neueste Blogartikel informiert zu werden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen