Dienstag, 22. April 2014

Rezension „Die Kohle ist es nicht allein...“ (Erster Band) von Andreas H. Buchwald


„Die Kohle ist es nicht allein...“ von Andreas H. Buchwald
 Erstes Buch „Stiefel Stuben Stoppelfelder“

Die Erzählung beginnt im Jahr 1964, an dem Tag, an dem der kleine Thomas Kowalski eingeschult wird. Thomas ist eines der Kinder, die in einem kleinen bäuerlichen Dorf nahe Leipzig leben. Die Eltern der Kinder sind mehrheitlich Bauern oder Handwerker. Aus der Sicht von Thomas lernt man Stück für Stück das Dorf und die anderen Kinder kennen, die teilweise auch aus den Nachbardörfern kommen. Dabei lernt der Leser automatisch die Abläufe und Eigenheiten des DDR-Schulsystems kennen und die Zusammenarbeit der Bauern in der LPG. Die Kinder spielen miteinander und erleben dabei ihre ganz eigenen Abenteuer im Dorf und der nahen Umgebung.

Der Autor möchte mit dieser Geschichte keine authentische Erzählung verfassen. Alle Personen und Orte sind frei erfunden. Der Roman ist weder als Vergangenheitsbewältigung gedacht, noch will er die Vergangenheit bewerten. Vielmehr will er das alltägliche Leben fühlbar und nacherlebbar machen. Er betrachtet die Facetten des Alltagslebens in der DDR aus dem Blickwinkel eines Kindes, welches in dieser Gesellschaft aufwächst und seinen Weg im Leben finden muss. Deshalb legt er vielen Personen, vor allem aber den Kindern die sächsische Umgangssprache in den Mund, um eine bestimmte Mentalität auszudrücken. Das liest sich zwar am Anfang etwas schwer und umständlich, aber man kommt nach einer Weile ganz gut rein.

Doch Buchwald hat es nicht nur bei der Betrachtung der Geschehnisse aus Sicht der Kinder belassen. Wer mit wem im Dorf oder Nachbardorf welche Beziehung hat, spielt ebenfalls eine nicht unerhebliche Rolle. Kapitel für Kapitel baut sich über alle zunächst unabhängig und chronologisch erzählten Ereignisse ein Spannungsbogen auf. Die Figuren wirken dank der natürlichen Erzählweise sehr plastisch und man kann sich gut in sie hineinversetzen. Subtil dringt das Buch in die eigenen emotionalen Bereiche vor und drängt zum Weiterlesen.

Dass unter der Gegend Kohle liegt und die Bausoldaten auf einem der Felder anfangen zu graben, wird dem Leser erst sehr spät wirklich bewusst. Doch diese Tatsache ist der Grundstein der Buchreihe. Denn mit dem Wegbaggern von Erde verschwindet nicht nur ein Stück Landschaft. Es verschwindet mit ihr auch eben diese Gesellschaft, die man kennen gelernt hat, mit der man mitfiebert. Man fühlt sich irgendwann fast als Teil dieser Gesellschaft und versteht auf eine ganz individuelle Art, wie es sich für sie anfühlt, als ihre Heimat beginnt Stück für Stück zu verschwinden.

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