Mittwoch, 26. März 2014

Rezension „Walden Two“ von B. F. Skinner


Walden Two von B. F. Skinner
B. F. Skinner (1904-1990) war einer der bedeutendsten Vertreter der Verhaltenspsychologie und hat in diesem Werk seine Theorien verpackt. Das Buch ist aber bewusst als Roman gehalten, um beide Seiten zu Wort kommen zu lassen, die befürwortende und die ablehnende Haltung. Beide jeweils verkörpert von handelnden Personen.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive des Collegeprofessors Burris erzählt, der mit einem alten Kollegen namens Castle und vier jungen Leuten namens Rogers, Steve, Mary und Barbara nach Walden Two reist, um sich anzusehen, was Burris’ alter Studienkommilitone Frazier bisher aufgebaut hat.
Frazier versucht sein Projekt, sein Experiment, natürlich gut zu verkaufen, Castle ist der kritische Gegenspieler. Die beiden jungen Pärchen sind neutral einstellt und schwanken zwischen beiden Seiten hin und her bzw. schließen sich dann im Laufe des Romans einer Seite an. Burris hingegen nimmt nach außen hin eine nichtwertende Beobachterrolle ein, befindet sich aber zum Ende des Romans immer mehr in einem inneren Zwiespalt.
Kapitel für Kapitel führt Frazier die Besucher durch die Stadt und zeigt ihnen alles und erklärt die Hintergründe, die allesamt psychologische Erkenntnisse bzw. Experimente sind. Und ständig führen Kritiker und Befürworter ihre Diskussionen und bringen ihre Argumente ein. So erreicht Skinner leicht das Ziel dieses Romans, dass man sich als Leser selbst Gedanken macht, auf welcher Seite man steht, ob man in einer solchen Gemeinschaft leben möchte.

Der Roman knüpft an die Sozialutopien Platons (Politeia) oder Mores (Utopia) an und ist eine Weiterentwicklung von Thoreaus „Walden“. Das Experiment „Walden“ war nur auf einen Menschen ausgerichtet, der unabhängig von der übrigen Welt in einer selbst gebauten Holzhütte lebt und sich selbst versorgt. Skinner hingegen beschreibt eine Gemeinschaft von etwa 1000 Personen, die ihr soziales Leben nach den Erkenntnissen der modernen Verhaltenspsychologie ausrichtet. Skinners Roman „Walden Two“ erschien interessanterweise im selben Jahr, in dem Orwell an „1984“ schrieb – 1948, kurz nach dem 2. Weltkrieg. Aber im Gegensatz zu Orwell, der von einem grausamen, diktatorischen Staat schreibt, entwirft Skinner in „Walden Two“ das positive Gegenstück dazu.

In den USA wurde dieser Roman millionenfach verkauft. Das Buch ist in der deutschen Übersetzung im FiFa-Verlag München erschienen. Der Übersetzer ist selbst Psychologe und macht in seinem Vorwort noch einmal auf die Aktualität dieses Romans aufmerksam. Dem Buch ist außerdem ein Kommentar Skinners vorangestellt, den er 28 Jahre nach der Erstveröffentlichung verfasste. Auch nach über 60 Jahren hat das Buch nichts an politischer und sozialer Aktualität verloren.

Bildnachweis: http://fifa-verlag.npage.de/walden-two.html

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